Mineralische und Metallische Rohstoffwirtschaft

 

Für Deutschland stellt sich die Frage der sicheren Rohstoffversorgung und des freien Zugangs zu den internationalen Rohstoffmärkten in besonderer Weise. Unser Land ist ein Technologieführer, unser Wohlstand ist überwiegend exportbasiert. Unsere Wertschöpfung hängt dabei von der Versorgung mit metallischen Rohstoffen ab, bei denen wir nahezu vollständig auf Importe angewiesen sind. Die effiziente Versorgung Europas mit Rohstoffen betrifft daher alle Unternehmen und hat massive Auswirkungen auf Wachstum, Wohlstand und Arbeitsplätze.  

 

Verknappungen der Rohstoffverfügbarkeit drohen nicht nur auf den internationalen Märkten, sondern auch bei Sekundärrohstoffen, die innerhalb Europas prinzipiell zu Verfügung stehen. Leider fließen diese immer häufiger ins außereuropäische Ausland ab. Bedenklich ist zudem, dass eine beträchtliche Menge davon illegal exportiert wird: Abfälle werden als gebrauchsfähige Produkte ausgeführt oder Stoffe falsch deklariert. Der illegale Abfluss von Sekundärrohstoffen aus Europa beeinträchtigt unsere Rohstoffversorgung und den effizienten und nachhaltigen Umgang mit Rohstoffen in Deutschland und der ganzen Welt. Dies gefährdet nicht nur massiv die Existenz der in Deutschland zu höchsten Umwelt- und Gesundheitsstandards produzierenden Unternehmen. Dies gefährdet auch die Menschen vor Ort. Der illegale Export von Sekundärrohstoffen ist somit weder ökonomisch noch ökologisch und sozial sinnvoll und akzeptabel.

 

 

 

 

Grundsätzlich ist und bleibt die Rohstoffversorgung Aufgabe der Unternehmen selbst. Für alle Akteure müssen aber zumindest annähernd die gleichen Spielregeln gelten. Nur auf einem funktionierenden Markt, nur mit „Fair Play“ ist eine optimale Allokation der Ressourcen zu wettbewerbsfähigen Preisen möglich.

 

Voraussetzung dafür ist aber eine intensivierte udn effiziente Beteiligung aller Aktuere - nicht nur zwischen Wirtschaft und Politik, sondern vor allem auch innerhalb der gesamten Wertschöpfungskette. Die folgende Grafik skizziert die dabei entstehenden Felder der Zusammenarbeit:

 

 

Quelle. Boston Consulting Group, 2010
Quelle. Boston Consulting Group, 2010

 

 

Die nachhaltige Versorgung Deutschlands mit Rohstoffen und die Sicherung einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft ist weit mehr als sektorale Industrie- oder allgemeine Wirtschaftspolitik. Rohstoffpolitik ist gleichermaßen eine Frage der Außen- und Sicherheitspolitik, der Energie- und Umweltpolitik, der Innovations- und Klimapolitik, der Entwicklungszusammenarbeit und weiterer Politikfelder auf regionaler, nationaler, europäischer und internationaler Ebene. Rohstoffversorgung ist eine komplexe Aufgabe von Unternehmen und Politik und erfordert einen neuen ganzheitlichen Ansatz der Zusammenarbeit innerhalb bestehender Wertschöpfungsketten und darüber hinaus.

 

Vier Punkte sind in diesem Zusammenhang von besonderer Bedeutung:

 

Zeitinkonsistenzproblem:

In der Praxis besteht eine deutliche zeitliche Divergenz zwischen den faktischen Auswirkungen der die Unternehmen im Markt teilweise existentiell bedrohenden Handels- und Wettbewerbsverzerrungen und der mangelnden Existenz zielorientierter, effizienter und zeitnah wirkender Instrumente und Strukturen. Verhandlungen auf bilateraler oder multilateraler Ebene dauern teilweise mehrere Jahre und häufig fehlen am Ende trotzdem wirksame Instrumente zur Problemlösung. Dies zu synchronisieren und eine möglichst zeitnahe und effiziente Problemlösung sicherzustellen, ist eine unverzichtbare Voraussetzung für eine wirksame Rohstoffstrategie.

 

Mangelnde Information:

Voraussetzung für eine funktionierende Rohstoffversorgung ist die möglichst zeitnahe und konkrete Information aus den Rohstoffmärkten über bestehende oder neu entstehende Handels- und Wettbewerbsverzerrungen. Leider ist dies in der Praxis sehr schwierig. Einerseits fehlt es bisher noch an systematischen Informationen aus dem Markt, die bislang teilweise mit erheblicher zeitlicher Verzögerung bzw. nur unvollständige gesammelt werden können. Andererseits handelt es sich zum Teil um Maßnahmen, die nur sehr schwer aufgedeckt bzw. nachgewiesen werden können und deren Rechtmäßigkeit häufig im regulatorischen Graubereich liegt. Darüber hinaus haben wir es erschwerend mit einem „moving target“ zu tun.

 

Zunehmende Komplexität:

Durch die Vielzahl und hohen Komplexität der gleichzeitig zu lösenden Problemen, die sowohl zahlreiche Länder und Regionen als auch Rohstoffe, Produkte und Maßnahmen betreffen, ist eine effiziente Problemlösung häufig schwierig. Dies liegt einerseits an der Vielzahl der beteiligten und zuständigen Akteure und Ebenen sowie andererseits an der drohenden Überfrachtung des Themas mit sachfremden Anforderungen. Zudem kommt es häufig zu tatsächlichen oder scheinbaren Zielkonflikten (freier Welthandel versus Export- und Importrestriktionen, stärkere Kontrollen versus zunehmende Bürokratie, entwicklungs-, umwelt-, sicherheitspolitische Ziele versus wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen etc.), die gelöst werden müssen.

 

Problem der asynchronen Betroffenheit:

Die Versorgung mit Rohstoffen ist die Voraussetzung für unsere Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit sowie nachhaltige Entwicklung. Daher ist die Rohstoffversorgung eine Daueraufgabe von hoher wirtschaftlicher und politischer Relevanz. Da Probleme bei der Rohstoffversorgung die Akteure häufig in unterschiedlichem Maße bzw. zeitlich versetzt treffen, besteht in der asynchronen Betroffenheit die Gefahr nachlassender Sensibilisierung für die Bedeutung des Themas innerhalb der industriellen Wertschöpfungskette, innerhalb bestimmter Branchen sowie zwischen den einzelnen Mitgliedsstaaten der EU und damit in der Öffentlichkeit und bei den politischen Entscheidern. In Zeiten massiver Verknappungen bzw. extremer Preisfluktuationen wird die Betroffenheit bei allen Beteiligten besonders spürbar, obwohl das zugrundeliegende Problem dauerhaft besteht und ungelöst ist. Aufgrund des in „ruhigen Zeiten“ nachlassenden Problembewusstseins wendet man sich in diesen Phasen anderen Themen zu. Dies führt im Ergebnis dann zu der Situation, dass in Phasen extremer Rohstoffknappheit oder plötzlich auftretender massiver Verzerrungen keine zeitnah und effizient wirkenden Instrumente und Strukturen zur Problemlösung bestehen. Die Herausforderung besteht somit darin, funktionierende Instrumente und Strukturen zu entwickeln, die unabhängig von der aktuellen Bedrohungssituation bei Bedarf flexibel und zeitnah eingesetzt werden können.

 

Die effiziente Bewältigung dieser Herausforderungen ist die zentrale Aufgabe, die zu lösen ist.

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Publikationen (Auszug)

A World Bank Group Study - Contribution to Chapter 3
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A World Bank Group Study - German Case Studies Contribution
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